HUND(ert) Erfahrungen

Klappe, Action und los gehts…

17. Oktober 2012

da sitzt er nun auf meinem Schoß, der neue künftige Hauptdarsteller meiner Lebens Daily Soap und die erste Folge geht auch somit schon postwendend los. Alex startet das Auto und wir fahren nach Hause. Blöd nur, dass ich das Drehbuch für die nächsten Wochen noch nicht gelesen habe und auch nicht den leisesten Dunst habe was so alles passieren wird. Aber nun ja, es gibt jetzt kein Zurück mehr und der neue Star schaut nicht mich an, sondern schaut aus der Frontscheibe wie sein bisheriges zu Hause immer kleiner wird. Unsere Wellenlinien scheinen sich heute wohl noch nicht gefunden haben. Bei den letzten beiden Besuchen in der Welpenstube war das anders. Aber nun ja, da war er auch immer in der sicheren Umgebung mit seinen Geschwistern und nun habe ich ihn auf dem Arm einfach mit in mein Auto genommen.

In meinen zig gelesenen Welpenratgebern sind wird nun irgendwo auf Seite 20 angelangt. Die Seiten davor beschäftigen sich alle samt mit der Rasse, Auswahl des Züchters und den ersten acht Lebenswochen der kleinen Hunde. Ich versuche mir ins Gedächtnis zu rufen was denn so tolles bzgl. der Heimfahrt und Abholung des Welpen geschrieben wurde. Punkt 1, dass es sich empfiehlt den Welpen bei der Abholung erst mal auf dem Schoß auf dem Beifahrersitz sitzend zu transportieren hake ich gedanklich mit einem CHECK ab. Auch habe ich eine Decke bereits im Vorfeld, wie in einem der Bücher angeraten, bei der Züchterin deponiert, so dass der junge Mann nun auf etwas sitzt was nach seinen Geschwistern, seiner Mama und seinem zu Hause riecht. Auch hier mache ich gedanklich ein weiteres CHECK. Lässt sich ja schon mal gut an, denke ich.

Nun ja es ist ja nicht so, dass ich keine Hundeerfahrung habe, aber Rambo war damals schon 9 Jahre als er eingezogen ist und somit aus allem Groben, wenn ich das so sagen kann, raus. Er war stubenrein, die Pubertät und das Flegelalter schon hinter sich, etc. Alles also ein bisschen einfacher. Aber das war damals auch ganz gut so. Als völliger Hundeneuling war der Einstig in das Leben als Hundebesitzer so schon ein bisschen einfacher. Doch nachdem es für Rambo Ende Januar einfach Zeit war zu gehen, hatte ich mir lange überlegt ob ich wieder einen neuen Hund möchte, wenn ja was für einer, und wie alt sollte er sein. Mein Leben hatte sich in der Zeit in der Rambo an meiner Seite war doch um einiges geändert und die jetzigen Gegebenheiten erforderten zum einen, genau so wie sie es auch ermöglichten, wenn wieder Hund, dann einen Welpen. Rambos Rasse und Farbe bin ich treu geblieben – ein schwarzer Labrador.

Und genau dieser schwarze Labrador fängt nun just in dem Moment in dem wir vom Hof rollen an erbärmlichst zu jammern. Meine Güte, denke ich, was ist denn jetzt los? Gedanklich gehe ich die ganzen Tipps und Tricks zur Welpenabholung aus den Büchern durch und komme zu der Erkenntnis, dass es keinerlei Empfehlungen und Hinweise darauf gibt, wie in solch einer Situation zu reagieren ist. Na prima! Im Radio läuft, wie empfohlen, ruhige Musik (CHECK), Pipi hatte er auch noch kurz vor der Abfahrt gemacht (CHECK), gespielt hatten wir auch mit ihm (CHECK) und eigentlich müsste er nun müde sein und auf der Heimfahrt schlafen (so die Theorie), doch die Praxis bietet gerade ein Jammer Konzert erster Güte und ein entspanntes, auf Schlafen hindeutendes Liegen auf meinem Schoß ist in keinster Weise vorhanden (HILFE!). Also wird gestreichelt, und geschwiegen. Die Jammereien ignoriert und siehe da. Nach gut 10 Minuten Fahrt, bewegte sich das kleine schwarze Fellknäul auf meinen Schoß nicht mehr. Er schläft. Wir sind also wieder im Theorie Soll (CHECK)

Wunderbar! So kann die nächste knappe Stunde Fahrt vorangehen. Der Hund schläft und muss nicht Pipi, so müssen wir auch nicht anhalten. Ähmmmm, moment. Wir müssen doch anhalten fürchte ich. Meine am Morgen frisch aufgebrühte Tassimo Chai Latte will sich genau jetzt um die Mittagszeit den Ausgang nach draußen verschaffen. Nein Michaela, denk ich mir, das wirst du jetzt doch wohl noch aushalten bis zu Hause, besser gesagt, das musst du aushalten bis zu Hause! Sonst ist der kleine Mann wieder wach und der erste Erfolg löst sich im Nichts auf. Fünf Minuten später – kein Chance mehr. Mein Blase droht zu Platzen. Mister Fellknäul liegt auch schön dick und breit mittlerweile direkt auf meiner Blase. No way – wir kommen nicht ums Anhalten drum herum. Die Taktik – Alex steigt aus, nimmt den Hund an sich, setzt sich auf den Beifahrersitz, krault immer schön weiter und ich fahr dann nach meiner Entledigung den Rest nach Hause. Gesagt getan und bis auf ein kleines Zwischengesängchen klappt das auch (ein weiteres CHECK sage ich mir, obwohl auch solch eine Situation natürlich in keinem der Welpenbücher beschrieben war)

Zu Hause angekommen geht es los in die kleine, gr0ße neue Welt und der neue Superstar am Himmel betritt sein neues Set und die neue Kulisse. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er jetzt dann auch mal für kleine Hunde muss und wir setzen ihn auf das extra für ihn 80 x 100 cm gebaute mit Rindenmulch gefüllte Hundeklo auf der Loggia. Und nein, eine Bauanleitung oder ein Tipp dergleichen war auch in keinem der Welpenbücher zu finden, denn irgendwie wird immer einfach davon ausgegangen, dass man einen großen Garten hat, in dem der Hund sich problemlos jederzeit lösen kann. Tja. Mit großem Garten, in dem sich munter gelöst werden kann, kann ich in meiner Wohnung im 1. OG eines Drei Partien Hauses leider nicht dienen. Und die Not macht eben mehr oder minder erfinderisch. Und mein kreativer Papa hat mir so ein exklusives Hunde WC gebastelt. Die Theorie im Kopf ist: schön großes WC mit Rindenmulch gefüllt, damit Hundchen sich vor kommt wie auf einer Wiese draußen, der Untergrund ist schön weicht, etc. Die Praxis just in dem Moment ist: Hundchen findet die kleinen Holzsstückchen und den Rindenmulch so interessant, dass man(n) erst einmal darin graben und scherren muss, sich allerlei kleine Holzstöckchen ins Maul stopft, zurück ins WZ rennt und es da erst einmal genüsslich auf den PVC Boden laufen lässt. Kaum ist das Geschäftchen erledigt gehts auch schon wieder auf die Loggia um weiter zu buddeln. STOOOOOP! Planänderung. Pipipfütze wird aufgewischt und die Stelle gleich mit einem entsprechenden Spray desinfiziert und gereinigt, damit der Urin Duft völlig verschwindet und es nicht zur Wiederholungstat kommt, was bei Hunden gerne vorkommt, wenn sich ihnen eine bereits durch den Duft markierte Pipi Stelle bietet. Ein Plan B fürs Hundeklo muss her, doch der will mir Partout nicht einfallen. Ich verschiebe die Grübelei auf später – erst einmal Mittagessen für den jungen Mann. Der knabbert gemütlich vor sich hin, frisst bis auf ein paar kleine Krümelchen auch auf und verzieht sich dann mit einem kleinen Kauknochen erst einmal in seinen Zimmerkennel und fängt genüsslich an zu nagen (erstes Futter – CHECK). Scheinbar war das Fressen ein bisschen trocken und Hund hat Durst. Auf dem Weg zur Küche fällt ihm dann aber doch noch ein, dass es sinnvoller wäre erst mal Platz zu schaffen für die neue Flüssigkeit und so lässt er es einfach auf dem Weg zur Küche wieder laufen. HAAAALLLOOO? Die letzte Pipipfütze ist noch nicht mal 20 Minuten her. Wo bitte kommt denn auf einmal das alles her? Nun ja, ein kleiner Erfolg, der sich noch verbuchen lässt ist die Tatsache, dass das wegmachen und reinigen der ersten Pipi Pfütze wohl erfolgreich war, denn an dieser Stelle prankt dieses Mal nicht mal ein Tropfen. Nur doof dass mein Wohnzimmer gute 38 qm groß ist. Ich male mir gedanklich aus, wie viele dieser Pfützen wohl in meinem Wohnzimmer Platz haben, während ich die zweite Pfütze des Tages aufwische.

Mir fällt Plan B fürs Hundeklo ein. Ich habe mich im Vorfeld mit so genannten Puppt Vlies eingedeckt. Das sind so quadratische mittelgroße Vlies, die gerne bei Züchtern verwendet werden um den Hunden auch quasi ein Hundeklo in einer bestimmten Ecke einzurichten. Das Vlies saugt die Flüssigkeit auf und verschließt sie, lässt aber noch den Geruch zurück, damit der Hund immer wieder diese Stelle auffindet. Ich starte einen Versuch mit Vlies über dem Rindenmulch. Pipi drei landet auch auf dem Wohnzimmer Boden. Der junge Mann kann sich einfach nicht für das Hundeklo begeistern. Und das obwohl auch noch schönes Wetter draußen ist und warm. Nun ja, es gibt sicherlich noch genügend Versuche für den Tag, an denen wir das Projekt „wo mache ich Pipi hin“ neu angehen können. Die Stunden fliegen dahin und Versuch vier landet dann auch Tatsache schon mal auf der Loggia – aber nein, nicht auf dem Hundeklo, sondern auf dem kalten harten Loggia Boden. Mir schwant so langsam, dass der kleine Mister wohl weiche Untergründe nicht so wirklich leiden kann zum Geschäftchen verrichten. Aber als Nummer 5 dann doch Tatsache auf dem Hundeklo verrichtet wird, verwerfe ich diesen Gedanken. Ich möchte nicht wissen was meine Nachbarn denken, als ich Lobhymnensingend und mit Leckerlie lobend die Pipipfütze, die auf dem Vlies prankt bejuble (CHECK). Aber ehrlich gesagt ist mir das in dem Moment auch egal. Ich tue das, was man in solch einer Situation tun muss, damit die Zukunftsaussichten für weitere Geschäftchen draußen vielversprechend sind.

Danach wird erst einmal ausgiebig gekuschelt. Der kleine Mann genießt es sichtlich und ich nenne in dieser schönen, wohligen Situation auch immer wieder mal seinen Namen, damit er lernt, dass er damit gemeint ist (CHECK)

Der Tag geht schnell vorbei, der Abend zieht ein und die Nacht rückt immer näher. Gegen Mitternacht wird ein letztes Geschäftchen für den Tag verrichtet und das Projekt „Wir schlafen jetzt und gehen nicht mehr alle 40 Minuten raus“ startet. Ein Kennel im Schlafzimmer steht bereit (CHECK) dort wird auch die Decke reingelegt, die nach seiner Familie riecht um den Trennungsschmerz niedrig zu halten (CHECK) noch ein bisschen gestreichelt und gekuschelt, damit der junge Mann müde ist (CHECK) und dann geht im Schlafzimmer das Licht aus. Ich bin gespannt wann es das erste Anzeichen in Form von Quengeln für eine nächtliche Entledigungs Notwendigkeit gibt. Vielleicht sollte ich auch gleich wachbleiben, damit ich es auch ja nicht überhöre, denke ich. Ein leises Schnaufen ist zu hören durch das dunkle Schlafzimmer „Gute Nacht und welcome home Beau Jamal Abayomi vom Litzelsee“ flüstre ich noch und irgendwann schlaf ich dann auch ein……

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2 Comments

  • Reply
    Gucky
    17. Oktober 2012 at 22:13

    Schöne Geschichte ! :hund:
    Aber verstehen kann man das irgendwie, dass die kleinen Hunde sich an das neue Zuhause erstmal gewöhnen müssen.
    Stell dir vor, dich reisst man aus deiner gewohnten Umgebung raus und du mußt von einem Tag auf den anderen woanders leben.
    Aber inzwischen hat er sich doch schon eingewöhnt und hat sich an die Gepflogeheiten deines Haushalts gewöhnt ?

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